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“Hablemos con Bogotá", die wichtigsten Punkte zum Verständnis der Gesundheitsreform der Regierung

Expertenrunde

Am 25. April 2024 fand in der “Casa de la Paz” (Haus des Friedens) eine Expertenrunde im Rahmen des Projekts "Hablemos con Bogotá" (Sprechen wir mit Bogotá) statt, die vom Studenten-Netzwerk der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien organisiert wurde, um mit den Jugendlichen über die geplante Gesundheitsreform zu diskutieren. Als Expertin nahm die Koordinatorin für Forschung und akademische Angelegenheiten des Politikwissenschaftlichen Instituts Hernán Echavarría Olózaga (ICP), Katherine Flórez, teil, um einige wichtige Punkte der von der Regierung vorgeschlagenen Gesundheitsreform zu erklären.

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Zunächst begrüßte die Projektkoordinatorin der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien, Tatiana Niño, die Jugendlichen und betonte die Bedeutung solcher Diskussionsräume, um aktuelle politische Themen zu diskutieren.

Die Moderatorin und Studentin der Universidad Nacional, Sara Flechas, Mitglied des Studenten-Netzwerks der KAS Kolumbien begrüßte die Anwesenden und dankte Katherine Flórez für ihre Teilnahme und die Bereitschaft die Zweifel und Fragen der Jugendlichen angesichts der Gesundheitsreform zu klären.  

 

Katherine Flórez gab zunächst einen kurzen Überblick über die Gesundheitsreform, die am meisten Kontroversen im Land hervorgerufen hat; dabei betonte sie, dass die Reform bereits zahlreichen Änderungen unterworfen war und über ein Jahr im Kongress debattiert wurde, bis sie schließlich abgelehnt wurde.  Die Regierung habe jedoch andere Wege gefunden, auf administrativem Weg und durch Dekrete die geplanten Maßnahmen durchzusetzen.

 

Sie betonte auch, dass mit den privaten Krankenversicherungsanstalten EPS verhandelt wurde um sie in „Manager für Gesundheit und Leben“ zu verwandeln, was einen der Hauptpunkte der Reform ausmache, die vom Senat abgelehnt wurde. Auch wenn die Reform nicht verabschiedet wurde, so ist anzunehmen, dass die Regierung sie zumindest teilweise per Dekret durchsetzen werde. Ein neuer Gesetzesentwurf der Regierung verursache große Unsicherheit, da sie zahlreiche Änderungen an der aktuellen Struktur des Gesundheitssystems vorsehe.

 

Die wichtigste von der Regierung vorgesehene Änderung am Gesundheitssystem habe eine Abwägung zwischen der Rolle des Staates und des Marktes bei der Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen hervorgerufen. Der Schwerpunkt der Regierung liege mehr auf moralischen als auf technischen Aspekten in der Debatte über notwendige Änderungen am System. Obwohl diese moralischen Aspekte berücksichtigt werden müssten, so könnte sich ein rein staatlich verwaltetes Gesundheitssystem wichtigen Herausforderungen gegenübersehen. Diese Probleme wurden zum Beispiel während der Pandemie deutlich, als in rein staatlichen Systemen weltweit mehr Todesfälle zu beklagen waren, ebenso wie Schwierigkeiten bei der Bewältigung der sanitären Krise.  

 

Das Mitglied des Studenten-Netzwerks, Gustavo Quintero, stellte die Frage, ob es richtig sei, dass die Regierung die Deckung des entsprechenden Fonds für die „Unidad de Pago por Capitación“ UPC (Einheit der Zahlung nach Mitgleiderzahl) für jeden Versicherer eingestellt hatte, und ob diese Situation die Versicherer in eine Krise geführt habe, die zum Eingreifen der Superintendencia de Salud führte.

 

Katherine antwortete, dass die Anzahl informeller Arbeitsstellen in Kolumbien extrem hoch sei, was dazu geführt habe, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung Beiträge zum Gesundheitssystem leiste. Diese Situation habe eine Debatte darüber ausgelöst, wie das System nachhaltig gestaltet werden könne; daher müsse sich die Diskussion auf eine finanzielle Strategie konzentrieren, die es den Versicherungsgesellschaften erlaube, ihre Ressourcen zu optimieren, um die entsprechenden Leistungen zu erbringen. Die aktuelle Regierung wolle jedoch alle Vermittler ausschalten, indem sie ein gebührenpflichtiges System einführt, bei dem der Staat die Finanzierung direkt übernimmt (durch Gebühren für die Leistungen und nicht durch Versicherungsprämien). Diese Maßnahme entmutige die Marktteilnahme, die sich im Gesundheitssystem entwickelt habe.

 

Sara Flechas bemerkte, dass die Reform Leistungen für die gesamte Bevölkerung garantieren müsse, vor allem auch in entlegenen Regionen des Landes, wo bisher nur wenige Gesundheitszentren existierten, die meist nicht die notwendigen Leistungen erbringen könnten.

 

Ein anderer Teilnehmer meinte, dass einer der kritischsten Punkte die Rolle des Marktes und deren Auswirkungen auf Anreize für Ärzte und Gesundheitsdienstleister sei. Es bestehe eine grundsätzliche Notwendigkeit, darüber zu diskutieren, wie das System nachhaltig werden und die Betreuung der Patienten gleichzeitig verbessert werden könne. Wenn auch die wirtschaftliche Seite wichtig sei, so enthalte die von der Regierung vorgelegte Tarifordnung entscheidende Fehler; auch solle jegliche Korruption im aktuellen System bekämpft werden, da viele EPS sich auf Kosten der Versicherten bereichert hätten.  

 

Was die Nachhaltigkeit des Systems angehe, betonte Katherine Flórez, dass die Lösung nicht darin bestehe, den Markt zu ignorieren, da dies ein großes Risiko darstelle, wenn es darum gehe, das Angebot an Serviceleistungen zu erhöhen. Dem Staat die gesamte Verwaltung in dem Bereich zu überlassen, könne nicht die Lösung sein, vor allem wenn man bedenke, dass der Markt Innovationen anstoßen könne. Das geplante System, sei fragmentiert und könne weder die Deckung noch den Zugang zu Gesundheitsleistungen garantieren. Der Staat müsse garantieren, dass die Ressourcen auch ihr Ziel erreichen und nicht auf dem Weg dahin verschwinden.

 

Ein anderer Teilnehmer meinte, dass ein wirklicher Wandel im System darin bestehen sollte, die Überwachung zu verstärken, entweder zentralisiert oder in jedem Department, zum Beispiel durch die „Superintendencia de Salud“, um dadurch jegliche Korruption zu vermeiden. Auch wurde nach den positiven Aspekten der Reform gefragt, da bisher nur die kontroversen Punkte angesprochen worden seien.

 

Katherine Flórez erklärte, dass sie auch eine verstärkte Überwachung für notwendig erachte, um Fälle von Korruption zu reduzieren und zu vermeiden, dass der Markt durch unlautere Praktiken geschädigt werde. Was die positiven Aspekte angehe, hob sie hervor, dass es unabdingbar sei, Maßnahmen zu ergreifen, die den Druck auf das System auf allen Ebenen erleichtern. Außerdem werde in der Reform öffentliche und massive Vorbeugungsmaßnahmen vorgeschlagen, um mittel- und langfristig eine Sättigung des Systems zu vermeiden.

 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Expertenrunde die Komplexität und die Kontroversen in dem Bereich aufzeigte. Man betonte die Notwendigkeit, solcher Diskussionen, um auf die politischen und technischen Herausforderungen des Gesundheitssystems einzugehen. Wenn auch die vorgelegte Reform nicht verabschiedet wurde, so versuche die Regierung dennoch sie durch entsprechende Dekrete durchzusetzen, wodurch die Unsicherheit angesichts der Auswirkungen und die strukturellen Änderungen vergrößert werde. Man wies auf die Notwendigkeit hin, ein Gleichgewicht zu finden zwischen der Rolle des Staates und dem Markt für die Gesundheitsleistungen und eine Lösung zu finden für die herrschende Korruption sowie eine bessere Überwachung des Systems. Als positive Aspekte der Reform wurden genannt, die Umsetzung von Vorsorgeprogrammen, um den Druck auf das System langfristig zu verringern. Die Debatte zeigte, wie schwierig es ist, nachhaltige und effiziente Lösungen zu finden, um das bestehende Gesundheitssystem zu verbessern.

 

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